Christuskirche um 1890
Nördlich vom Klagesmarkt befindet sich die Christuskirche. Ihr Entwurf stammt vom hannoverschen Baurat und Professor der Baukunst Conrad Wilhelm Hase (1818-1902) und ist in dessen typischem Stil, der Neogotik, erbaut. 1864 wurde die dreischiffige Halle mit Querschiff aus rotem Ziegelstein eingeweiht. Die Skulpturen an den Portalen stammen von Bildhauern der Kölner Dombauhütte.
Innenraum der Christuskirche
Als sich die Christusgemeinde 1859 gründete, verfügte sie noch nicht über ein eigenes Gotteshaus. Die allgemeine Kollekte für die Errichtung verlief wenig erfolgreich, sodass der hannoversche König Georg V. (1819-78) eingriff und die Christuskirche auf eigene Kosten errichten ließ, um sie in der Folge der Gemeinde zu schenken.
Lithographie. Porträt Georg V., König von Hannover
Als Auftraggeber entschied Georg V. den Namen des Gotteshauses und wurde sein Patron. In direkter Nähe zum neuen Schlossbau (Welfenschloss) war die Christuskirche als Hauskirche geplant. Allerdings war Georg nur einmal zur Einweihung zu Besuch. Nach der Annexion Hannovers durch Preußen musste die königliche Familie 1866 ins Exil gehen; Georg und seine Nachfolger blieben jedoch weiterhin Patrone der Kirche, was vom preußischen Staat stillschweigend geduldet wurde.
Blick in die Nordstadt, Foto von W. Hauschild
Im 2. Weltkrieg wurde der Bau schwer beschädigt. Aus Geldmangel wurden die Schäden zunächst provisorisch ausgebessert und die Bauarbeiten zur Restaurierung verliefen über Jahrzehnte nur in Schüben. Erst in den 1980er Jahren erfolgten „ordentliche“ Restaurationsarbeiten nach Originalplänen. Somit befand sich das Gebäude in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fast ständig im Bau.
Postkarte, Portal der Christuskirche
Ein Beispiel der späten Restaurationsarbeiten ist das Rosettenfenster, das erst 1982 nach C. W. Hases Originalentwurf neugeschaffen wurde. Die 1914 von Ernst August, Herzog zu Braunschweig-Lüneburg (1845-1923) gestifteten Bronzeleuchter, die 1943 beschädigt wurden, konnten hingegen bereits 1956 restauriert und wieder aufgehängt werden.